Leopold Emanuel Zunz (Jom Tov Lippmann Zunz)
Begründer der Wissenschaft des Judentums und prägender Gelehrter des 19. Jahrhunderts
Lebensdaten
Verbindung zur Samsonschule
Leopold Zunz (1794–1886) zählt zu den bedeutendsten jüdischen Gelehrten des 19. Jahrhunderts. Als Mitbegründer der Wissenschaft des Judentums legte er den Grundstein für eine moderne, historische Auseinandersetzung mit jüdischer Religion, Literatur und Kultur.
Einen prägenden Abschnitt seiner Jugend verbrachte Zunz in Wolfenbüttel. Ab 1803 war er Schüler der Samsonschule. In dieser Zeit wurde ihm auch der Zugang zur Herzoglichen Bibliothek gewährt, wo er früh die Arbeit mit historischen Quellen erlernte.
Zunz war einer der ersten jüdischen Schüler, die an der Großen Schule (Große Schule Wolfenbüttel) unterrichtet wurden. Dieser Schritt war zur damaligen Zeit ein bemerkenswertes Zeichen für Öffnung und Integration. Nach seiner Schulzeit unterrichtete Zunz selbst für kurze Zeit an der Samsonschule und kehrte damit als Lehrer an den Ort seiner Ausbildung zurück.
Zunz war nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Vordenker eines reformorientierten Judentums. Zwar lehnte er kultische Veränderungen wie Gottesdienstreformen eher ab, doch forderte er nachdrücklich die gesellschaftliche Gleichstellung der Juden. Seine wissenschaftliche Arbeit diente auch der Stärkung jüdischer Identität im modernen Staat. Während der Märzrevolution von 1848 engagierte sich Zunz publizistisch für demokratische Ideale und einen liberalen Rechtsstaat. Er war überzeugt, dass Bildung, Freiheit und Bürgerrechte die Grundlage für ein gleichberechtigtes jüdisches Leben in Deutschland sein müssten.
Die Jahre in Wolfenbüttel hinterließen bleibende Spuren in seinem Denken. Sie stärkten sein Interesse an der wissenschaftlichen Erforschung des Judentums und bereiteten ihn auf seinen späteren Weg als Forscher, Publizist und Reformer vor.